Als ich mal beim Zahnarzt war, blätterte ich im Wartezimmer in einem illustrierten Buch und musste dabei an einen Verwandten denken.
Zeitlebens mochte er Tiere sehr gerne. Nur mit Katzen war das etwas anders, denn er hatte eine Katzenhaarallergie. Wenn er irgendwo zu Besuch war, machte er stets einen Bogen um den Haustiger. Er ignorierte sie.
Jeder der Katzen kennt ahnt, wie es weiter ging. Die Katzen kamen regelmässig zu ihm. Sprangen auf seinen Schoss oder strichen zumindest ausgiebig um seine Beine.
Warum? Weil es in der Katzensprache als ungemein höflich gilt, jemanden (also die Katze) nicht zu bedrängen. Diesem Charme können sie kaum widerstehen.
Die Stellenfindung hat manchmal Parallelen. Oft wird über lange Zeit und mit grossem Einsatz gesucht. Doch es scheint, als würde man damit das Gesuchte geradezu vertreiben. Denn hinter dem grossen Engagement steht in der Regel auch viel Druck und Angst von unterschiedlichen Seiten. Eine verzwickte Situation.
Kürzlich traf ich einen ehemaligen Kursteilnehmer. Fast zwei Jahre war er auf Stellensuche. Bestens qualifiziert, gute Umgangsformen. Auf dem Papier schien alles zu stimmen, doch unzählige Absagen und Enttäuschungen häuften sich, der Selbstzweifel wurde immer grösser.
Bis zu dem Punkt, kurz vor der Aussteuerung, als er sich sagte: „Ihr könnt mich alle mal!“ Damit liess er los. Seine Ängste, seine Vorstellungen, seine Wünsche, der ganze immense Druck, der auf ihm lastete. Kurze Zeit darauf geschah das Unerklärliche.
Er bekam einen Anruf aus seinem Netzwerk, er möge sich doch bei der Person XY melden. Dort sei eine Stelle vakant, die zu ihm passen könnte. Wenige Tage später hatte er die Zusage. Kein langes Auswahlverfahren, so einfach ging es auf einmal. Katzenlogik!
Das Buch, das ich im Wartezimmer las: „All I Need to Know I Learned from My Cat“ von Suzy Becker.